St. Hans Kirche in Odense

EINE ALTER KLOSTERKIRCHE

Es ist kein Zufall, dass die St. Hans Kirche durch einen Verbindungsflügel mit dem Odense Schloss zusammengebaut ist. Im Mittelalter war sie eine Klosterkirche, und das Schloss war ein Kloster; an den Ost-, Süd und Westflügeln des Schlosses ist viel Mauerwerk des alten Klosters bewahrt.

De Mönche, die hier lebten und wirkten, waren die Johaniter; der Orden dieser Brüder, der nach dem Johannes dem Täufer benannt war, erstand ungefähr 1100 in Palästina, wo einige Kreuzfahrer eine Herberge Für Notleidende Pilger und Wallfahrer in Jerusalem gründeten. Diese Stiftung wurde später das Nachbild vieler europäischer Länder, so dass alle mittelalterliche Krankenpflege in der Tat den Johaniter Hilfsdienst notleidender Mitmenschen als Muster Nahm.

Die Existenz der Johaniter in Odense ist bis zu 1280 nachgewiesen. Das dreiflügelige Kloster ist aber kaum vor ungefähr 1400 aufgeführt, und das Krankengebäude – heutige Pfarrhaus – ist etwa 1450 gebaut.

Um die Reformationszeit wurde das Kloster für königliches Schloss eingerichtet; der Nordflügel – das eigentliche Schlossgebäude – ist von 1720. Übrigens sind das Kloster, das Krankenhaus und die Kirche der einzigen bewahrten Anlage des Johaniterordens des Nordens.

DAS KIRCHHAUS

Vor der Ankunft der Mönche gab es an dieser Stelle eine Kirche; sie war eine Pfarrkirche und St. Michael genannt. Wir wissen aber sehr wenig von dem Aussehen dieser ältesten Kirche; vielleicht ist sie eine Kleine romanische Kirche von erster Hälfte des 13. Jahrhunderts gewesen, aus Quaderstein aufgeführt; in dem Fall wurde sie innerhalb des 15. Jahrhunderts mit so vielen Anbauen versehen und so gründlich umgebaut, dass das älteste Gepräge ganz gegangen ist.

Der heutige Chor ist mit seiner ansehnlichen Länge ein typischer Mönchchor, in der Mitte des 15. Jahrhunderts aufgeführt. Der schiefe Ostgiebel rührt von der Rücksicht auf die Baufluchtlinie der Straße her. Der Chor ist übrigens mit seinen vielen variierten Blenden und anderen Arten von Aussmückungen eine eigenartige Arbeit der Blütezeit der Hochgotik. Die Sakristei der Nordseite stammt aber von 1880.

Von den Seitenschiffen sind die östlichsten Gewölbe im Süden und Norden die ältesten; sie machten ursprünglich ein Querschiff aus, das bis zum 14. Jahrhundert zurückgeht. Der restliche Teil der Seitenschiffe stammt von der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts und wurde als selbständige Kapellen und Leichenhallen von fünischen Edelleuten, die eine persönliche Verbindung mit dem Kloster hatten aufgeführt.

Die zwei westlichen Gewölbe des Mittelschiffes wurden möglicherweise gleichzeitig mit dem Verbindungsflügel des Klosters ungefähr Mitte des 15. Jahrhunderts aufgeführt; das westliche Gewölbe ist aber erst etwa1500 in Turmhohe emporgebracht.

Was besonders für die St. Hans Kirche, ist die sogenannte „Aussenkanzel“ der südwestlichen Ecke des südlichen Seitenschiffes. Von außen ist sie als eine Öffnung mit flachem Bogen erkennbar und mit einer Luke versehen; sie ist von innen durch eine gemauerte Treppe zugänglich. Diese Erscheinung ist die einzige ihrer Art in Dänemark, und man ist nicht einig, welcher Zweck sie dienen sollte; vielleicht hielt man von hier Freiluftpredigte für die Aussätzigen und Verbannten, vielleicht ist die Öffnung zum Vorzeigen der Reliquien der Kirche und zum Ablasshandel benutzt worden.

Das heutige Aussehen bekam die Kirche nach der Nachlässigkeit vieler Jahrhunderte durch eine durch-greifende Wiederherstellung 187-80. Vom dieser Zeit stammen u.a. die nördliche Seitenschiffsmauer und sämtliche Stufengiebel.

DIE EINRICHTUNG DER KIRCHE

DAS ALTARBILD

Ist eine Barockarbeit von 1717; die frei stehenden Figuren stellen links Moses, rechts Aron vor. Das Bild des Großfeldes von Jesus im Gethsemane ist 1879 von Professor Carl Bloch ausgeführt, der viele Religiöse Motive dänischer Kirchen gemalt hat; Dies Bild ist aber sein berühmtestes.

DER  ALTARTISCH

Den roten Samtumhang hat der König Frederik IV, der den Schlossflügel baute und die Kirche eine Art Schlosskirche machte, der Kirche geschenkt. Sein Spiegelmonogram ist zusammen mit der Jahreszahl 1719 in silbergesticktem Relief erkennbar.

DIE KANZEL

Ust aus frühem Barock von etwa 1650, und von einem örtlichen Bildschnitzer hervorgebracht. Am Paneel der Treppe sind die 10 Brautjungfern erkennbar, an der Kanzel selbst Auszüge des Lebens Jesu – ab links: die Mariä Verkündigung, die Heilige Nacht, die Weiseren, die Beschneidigung, der 12-Jährige Jesus im Tempel und die Taufe Jesu.

DAS TAUFBECKEN

Ist die älteste Einrichtung der Kirche; das romanische Granitbecken geht bis zu einer Vorgeschichte des Kirchbaus zurück, von der wir nicht länger Kenntnis haben.

DAS GROSSE KRUZIFIX

Das Kruzifix des Chorbogens ist vom Mittelalter und wahrscheinlich gleichzeitig mit der Aufführung des heutigen Chors. Es hat eine Christusfigur von über Männerhöhe, und das Kreuz ist mit Christdornblättern und Evangelien Symbolen geschmückt.

DER GELDBLOCK

ist aus Eichenholz und mit soliden eisernen Beschlägen und Schweren Vorhängeschlössern versehen. Er gehört zu ältesten bewahrten in diesem Land und ist vermutlich vom 16. Jahrhundert.

DIE ORGEL

ist 1962 aufgestellt und hat 35 Stimmen, die sich auf 3 Manuale und Pedal verteilen. Man weiß, dass die Kirche jedenfalls seit dem Jahre 1500 eine Orgel besitzt hat.

DIE WESTPARTEI DER KIRCHE

Oben in dem westlichen Gewölbe der Kirche, das heute als Kirchenvorhalle dient, befindet sich die alte Orgelempore, die bis zu der mitte des 17. Jahrhunderts zurückgeht- Sie ist im Süden und im Norden in das nachfolgende Gewölbe verlängert worden. Die nördliche Verlängerung ist als eine Königempore eingerichtet; an der Innenseite der Tür sieht man das Monogramm des Königs Christian V und seinen Wahlspruch „Pietate et Justitia“ (Mit Frömmigkeit und Gerechtigkeit), so wie die Türpfosten die Figuren trägen, die Frömmigkeit (gefaltete Hände) und die Gerechtigkeit (die Waagschale und das Schwert) symbolisieren.

In der Kirchenvorhalle gibt es eine Gedenktafel des Märchendichters Hans Christian Andersen, der am Oste5rmontag 1805 nach seiner Haustaufe in der St. Hans Kirche vorgeführt wurde.

Im Turm, wozu gewöhnlich kein Zutritt ist, hängen 3 Glocken. De älteste, ohne Inschrift, ist von dem Typ des 14. Jahrhunderts, ist aber nicht länger im Gebrauch. Die zweiälteste, „Tolvklokken“ (die Zwölfglocke) genannt, ist laut der Inschrift von 1496 (vielleicht dem Jahr der Aufführung des Turmes selbst). Die Jüngste und größte Glocke ist 1792 aus dem Erz einer alten, vielleicht mittelalterlichen Glocke gegossen.

GRABDENKMALE

Die St. Hans Kirche ist mit Recht für ihre Sammlung von mittelalterlichen Leichensteinen berühmt, die heute in die Wände der Seitenschiffe eingesetzt sind. Sie sind Grabdenkmale fünischer Edelleute, die um letztes Jahrhundert des Mittelalters Kapellen errichteten und Altare der Heiligen in der Kirche stifteten.

Die Mittelalterlichen Steine sind im Südlichen Seitenschiff: der Stein der Ostwand, die Steine 2,3, und 5 der Südwand, und der Stein der Westwand, - im nördlichen Seitenschiff sämtlichen Leichensteine.

Der Stein Nr. 3 der Südwand ist der älteste der Kirche. Er ist von 1441 und ist für sein seltenes Bildmotiv bekannt: die Witwe, die graziös ihrem verstorbenen Gatten eine Blume des Andenkens reicht. Der Große Stein der Westmauer des südlichen Seitenschiffes ist Andenken an den Reichmarschall Claus Rønnow (im Jahre 1496 gestorben), die vornehmste Person, die in der Kirche begräbt ist.

Die Meisten Steine des nördlichen Seitenschiffes sind mit einer adlichen Familie, Gyldenstjerne, verbunden. Der reizende Stein der Westwand über Anne Gyldenstjerne ist besonders berühmt, weil man von der Meinung ist, dass er von Claus Berg ausgearbeitet ist, dem großen Künstler, der der Meister des Altarbilds in der St. Knuds Kirche ist.